Have RC Basic School in Ghana („LFS 2“)
Die Schule in Have (Ghana), eine Herzensangelegenheit der Liebfrauenschule Köln
Das Schulprojekt in Have/Ghana wird seit über 10 Jahren von der gesamten LFS-Gemeinschaft getragen.
Der Kontakt zur Schule, der HAVE ROMAN CATHOLIC BASIC SCHOOL in Have-Etoe, entstand durch die ehemalige Schülerin der Liebfrauenschule Köln Sonja Liggett-Igelmund, die dort als Hebamme an einem Projekt des WDR teilnahm (www.meeting-bismarck.de).
Mittlerweile hat sich eine feste Beziehung aufgebaut. Schüler:innen planen und führen Projekte zur Unterstützung der dortigen Schule durch, wobei sie auch von ihren Eltern und dem Lehrerkollegium unterstützt werden. Abiturient:innen leisten soziale Arbeit vor Ort, aber andersherum haben wir in Köln auch regelmäßig Besuch aus Ghana.
Fester Bestandteil von schulischen Veranstaltungen ist der Verkaufsstand an Elternsprechtagen, am „Tag der offenen Tür“, an Schulfesten etc. von typischen Utensilien aus Ghana, die dort angefertigt werden.
Seit 2012 hat die Liebfrauenschule Köln in Have/Ghana viele Projekte initiiert und langfristig unterstützt. Ein folgender Überblick veranschaulicht die Aktivitäten der Schulgemeinschaft der Liebfrauenschule Köln:
Aus einem Brief von 2017:
„Der Schulbetrieb an der LFS II in Ghana läuft und das genau 100 Jahre nach der Eröffnung der LFS in Köln. Dank der Spenden der LFS konnten die Kleinsten der römisch katholischen Schule in Have/Voltaregion ihr Schulgebäude aus Stein beziehen. Es umfasst zwei Klassenzimmer, eine Bücherei und ein kleines Lehrerzimmer. Die Eröffnung fand im März 2017 statt. Mit dabei war Sonja Liggett-Igelmund, Ehemalige der LFS. Bis dahin hatte der Unterricht unter einem Blechdach auf vier Pfosten stattgefunden. Um einen Schutz vor dem Wetter und eine Anschaffung von Schulmöbeln und Unterrichtsmaterial, die nicht geklaut werden können, möglich zu machen, gab es an der LFS viele Aktionen, um ein richtiges Gebäude zu finanzieren. Die Lehrer:innen und Schüler:innen vor Ort sind sehr glücklich und stolz, jetzt im neuen Gebäude arbeiten zu können. Zusätzlich konnten einige der ärmsten Kinder eine neue Schuluniform bekommen. Dank des engagierten Einsatzes der Schüler:innen-Abiturient:innen-Lehrer:innen-Elternschaft war all dies möglich. Mit der Unterstützung der Abiturient:innen hat sich in diesem Jahr ein ganz besondere Kreis geschlossen. Es sind immer die Klassen von Frau Timmer und Herrn Krutmann, die federführend sind bei den Spendensammelaktionen. Jetzt haben diejenigen Abitur gemacht, die beim Start des Projektes dabei waren. Dieses Jahr waren es die Verkaufsstände der 6b und 9b zum Tag der offenen Tür, dem Elternsprechtag und dem Sommerfest, die Kollekte der Abiturient:innen der Abi-Messe im Dom und ein Teil des Erlöses des LFS-Spendenlaufs, die die Realisation der „LFS II“ möglich gemacht haben.“
Oktober 2024: Erstmals auch Besuch vom LFS-Lehrerkollegium
Nachdem bereits zwei Schüler und eine Schülerin nach ihrem LFS-Abitur sehr intensive Gastaufenthalte über Wochen und Monate an unserer ghanaischen Partnerschule erlebt hatten, trauten sich nun in den Herbstferien ’24 auch Kathrin Schmitt (Lehrerin für Mathematik, Musik) und Bernd Holzum (pensionierter Lehrer für Latein, Deutsch, Physik), die Have Basic School zu besuchen.
Impressionen unserer Ghana-Reise (von Bernd Holzum)
Präludium
Flug Düsseldorf – Paris – Accra. Der erste Schritt aus dem klimatisierten Flughafen von Accra katapultierte uns in eine schwüle, tropische Hitze, die die nächsten zwei Wochen unser ständiger Begleiter sein sollte. In Ghanas Hauptstadt stand zunächst ein Besuch auf dem berühmten Makola Market auf dem Programm, ein unglaubliches Gewühl von Menschen, Waren, Autos, Klängen, Farben, Gerüchen und Geschmäckern. Dann ging es per Auto westwärts an der Küste entlang nach Cape Coast. Die spezielle historische Rolle Ghanas mit einer Küste, die zur Verschiffung von Sklaven besonders geeignet war, wurde durch einen Besuch in der Sklavenburg greifbar. Die Erklärungen der Guide machten besonders die weißen, europäischen Zuhörer sehr betroffen – also uns. Es ist nicht einfach zu verstehen, dass hier die schlimmsten Unmenschlichkeiten von Menschen ausgingen, die sich selbst als fromme Christen verstanden. In jeder Sklavenburg gibt es diese eine „door of no return“, die für jeden Schwarzen, der sie durchschritt, den unwiderruflichen Abschied von seiner Heimat bedeutete.
An der Küste ziehen die traditionellen, handwerklich gebauten Fischerboote den Blick auf sich, die oft mit religiösen Botschaften und Bildern bemalt sind. Ghana ist überwiegend christlich (katholisch und evangelisch), und viele zeigen stolz ihren Glauben, mit Zeichen auf Kleidung, Hauswänden, Autos, Arbeitsgerät. Man glaubt es kaum, fromm sein ist hier cool. Vor mir auf der Autoscheibe klebt ein Sticker: „I find joy in everyday, not because life is always good, but because God is.“
Der Weg nach Have, zu unserer Partnerschule, führte uns dann ca. 200 km nördlich in die Volta-Region. Michael fuhr uns mit seinem „Tro-Tro“, das ist eine Art Ruftaxi-Kleinbus, mit der eigentlich fast der ganze Personenfernverkehr in Ghana passiert. Sonst nimmt Michael auf Zuruf einzelne Fahrgäste auf, aber seine Kölner Freunde buchen ihn immer tageweise, und jedesmal ist die Wiedersehensfreude groß und mündet in einem gemeinsamen Abendessen.
Unterricht – mal ähnlich und mal ganz anders
Herzlich und begeistert wurden wir dann in Have-Etoe an der Schule empfangen. Klar fielen wir mit unserer Hautfarbe auf und zogen allein dadurch lebhaftes Interesse auf uns. Paul Bauerschmitz (LFS-Abi ’19) ist schon zum fünften Mal da! Bei Sonja Liggett-Igelmund (LFS-Abi ’94), dem spiritus rector und der Initiatorin des Austauschs, hat man ja schon aufgehört zu zählen. Dabei hat sie natürlich auch noch das ghanaische Hebammenwesen, das ja 2012 der Startpunkt ihrer unermüdlichen Agenda war, mit im Blick und im Terminkalender, während wir uns auf die Schule konzentrieren.
Wir hatten Ideen und kleine „pädagogische“ Geschenke mitgebracht, um den Unterricht nicht nur zu besuchen, sondern auch einmal in einer Stunde mitzumischen oder sie sogar ganz zu übernehmen. Amts- und damit auch Unterrichtssprache in Ghana ist Englisch, damit kommt ja jeder klar, obwohl die Akzente natürlich kaum unterschiedlicher sein könnten. Den unglaublich offenen, freundlichen und disziplinierten (!) Mittelstufenklassen war die Abwechslung willkommen. Die mitgebrachten LFS-Sport-T-Shirts wurden gleich bei einem Fußballspiel eingeweiht und schweißgetränkt auf der Wiese zum Trocknen abgelegt.
Musik-Unterricht gibt es hier zwar nicht, stattdessen aber eine Trommel-Session allerersten Ranges in der großen Pause, in der diese erstaunlich begabte Musiklehrerin aus Germany ratzfatz angelernt wurde. Es ist bemerkenswert, hier wird Musik nicht akademisch gelehrt, sondern gelebt. Musik und Rhythmus sind hier wie Gehen und Atmen.
Herr Schmitt begleitete seine Frau auf unserer Reise, er ist von Beruf Grundschullehrer. Was für eine glückliche Fügung, dass es auf dem gleichen Campus auch die Elementary School gibt. Hier machte Herr Schmitt sich auf viele Weisen nützlich und „erfand“ sogar für Betreuungszeiten die Bauklötze, von denen er sogleich bei einer örtlichen Schreinerei eine hinreichende Menge bestellte. Ein pädagogischer Glücksfall, wie sich in der konzentrierten Bautätigkeit der Kinder zeigte.
Ein großes Fest
Ein einsamer Höhepunkt war die Verabschiedungsfeier in der Mensa (die vor einigen Jahren mit Geldern von der LFS erbaut werden konnte). Die Schulgemeinschaft führte für ihre Gäste aus Europa ein Programm vor, zugleich liebevoll bis ins Detail einstudiert und vor Leben sprühend, das ist hier nämlich kein Widerspruch! Mit einem Kloß im Hals vor lauter Ergriffenheit saß ich da, bis wir uns mitreißen ließen und einfach mittanzten.
Zum Feiern gehören in Ghana immer auch gegenseitige Geschenke. Wie schön, dass unsere Geschenkideen, nämlich robuste Fußbälle und Spielmaterial sowie für einen behinderten Mitschüler ein neuer Rollstuhl, in einem ohrenbetäubenden Jubel hörbaren Anklang fanden. Auch wir wurden mit landestypischer Kleidung, Schmuck und herzerwärmenden Worten reichlich bedacht.
Foto-Impressionen
Ein Dankesbrief
Nach unserem Aufenthalt sandte uns der Schulleiter einen Brief:
Senior:innen-Weihnachtsfeier
Diese seit Jahrzehnten stattfindende Weihnachtsfeier ist eine echte Institution an unserer Schule. Ältere Mitbürger:innen aus dem Umfeld der Schule werden in der Adventszeit mit Kaffee und Kuchen bewirtet, und es wird ein abwechslungsreiches Programm durchgeführt. Für An- und Abfahrt der Senior:innen wird auch von der Schule gesorgt.