Im Herbst 2023 haben wir an unserer Schule neun Mädchen und Jungen aus den Klassen 9 und 10 ausgebildet, damit sie künftig Konflikte unter Schülerinnen und Schülern schlichten können.
Sie sind nun in der Lage, Streitigkeiten, in die Kinder untereinander verwickelt sind, selbstständig zu schlichten. Sie werden dabei helfen, dass die am Konflikt Beteiligten gemeinsam eine Lösung finden, mit der alle hinterher zufrieden sind. Diese gemeinsam gefundene Lösung wird abschließend in einer schriftlichen Vereinbarung festgehalten und von den Beteiligten unterschrieben. Über das Angebot und den Ablauf einer Schlichtung haben die Schlichter:innen die Klassen genauer informiert. Wenn Kinder einen Streit untereinander künftig nicht alleine lösen können, wissen sie dann, wohin sie sich wenden können.
Wir bitten alle in der Schulgemeinschaft herzlich, die Kinder anzuregen und zu ermutigen, bei eventuellen Konflikten von dem Angebot der Schlichtung Gebrauch zu machen. Wir trauen unseren Schülerinnen und Schülern diese selbstständige Art der Konfliktlösung zu, bleiben aber natürlich selbst jederzeit bereit und ansprechbar für Schwierigkeiten, die nach wie vor von Erwachsenen begleitet werden müssen.
Fragen zu diesem Modell einer konstruktiven Streitschlichtung beantworten gerne
Charlotte Horn (charlotte.horn@lfs-koeln.de), Reni Tavakolian (reni.tavakolian@lfs-koeln.de) und Ela Montag (michaela.montag@lfs-koeln.de)
Wie läuft eine Streitschlichtung eigentlich ab?
Ein Beispiel
Lisa und Anna sind befreundet. Doch Anna stört es seit einiger Zeit, dass Lisa immer wieder Sachen postet, die eigentlich nur die
beiden Freundinnen etwas angehen. Als Lisa schließlich sogar etwas in den Klassenchat schreibt, was Anna ihr im Vertrauen erzählt hatte, platzt Anna der Kragen: „Es reicht mir!“
So lautstark und vor allen anderen hätte Anna sie nicht angreifen dürfen, findet Lisa. Lisa packt ihre Sachen und setzt sich neben eine andere Klassenkameradin.
In den nächsten Tagen gehen sich die Mädchen aus dem Weg; jedoch leiden beide sehr unter dem Streit. Lisa fasst sich ein Herz und fragt Anna: „Wollen wir mal zusammen zur Streitschlichtung gehen? Vielleicht können die uns helfen.“ Anna nimmt das Angebot gerne an. Sie will sich wieder mit ihrer Freundin vertragen und möchte auch, dass Lisa ihre Sicht hört und versteht.
Anna und Lisa wollen erstmal versuchen, den Streit zu schlichten, ohne dass Erwachsene dabei sind. Außerdem haben sie Vertrauen in die Streitschlichter:innen an ihrer Schule, weil sie wissen, dass diese sich auf keine Seite schlagen werden.
Außerdem fanden Anna und Lisa gut, wie ihnen die Streitschlichter:innen neulich ihr Angebot in der Klasse vorgestellt hatten. Sie haben verstanden, dass sie beide Seiten anhören und unterstützen und nicht zulassen, dass jemand beleidigt oder bedroht wird.
Auf dem Weg zu einer Lösung können die Streitschlichter:innen Anna und Lisa Schritt für Schritt begleiten. Sie halten sich selbst zurück. „Wir sagen euch nicht die Lösung, wir helfen euch, eine zu finden.“
Eine Woche später:
Anna und Lisa waren inzwischen in einer großen Pause bei der Streitschlichtung. Das Gespräch dauerte dann auch noch die 5. Stunde über. Am Ende haben sie eine Vereinbarung aufgeschrieben, die ihnen hilft, den Streit zu beenden und anders aufeinander zuzugehen. Seither können sich die beiden wieder in die Augen schauen.
Anna und Lisa gehen jetzt wieder viel lieber in die Schule.