Oder: Wie aus vergessenen und nie abgeholten Gegenständen ein nachhaltiges soziales Projekt wird

Wo kann ich verlorene Sachen in unserer Schule wiederfinden? 
In der Fundgrube (im Untergeschoss links neben der Bibliothek) werden die Sachen gesammelt, die auf dem Schulgelände oder im Schulgebäude liegen gelassen und verloren werden, wie z.B. Trinkflaschen, Sportschuhe, Jacken, Pullis, Fahrradhelme. Wertsachen wie Handys, Schlüssel, Ausweise, Schmuck, Essenschips und Portmonnaies wiederum werden im Sektretariat gesammelt und können dort abgeholt werden. Das ganze Jahr über hat man Zugriff auf die Fundgrube oder kann im Sekretariat nach verlorenen Wertsachen fragen. Abgeholt wird dennoch nur ein kleiner Teil. Und täglich kommen neue Gegenstände hinzu.

Was geschieht denn mit den nicht abgeholten Dingen?
Vergessen und Verlorenes wird um die Elternsprechtage herum im Foyer für alle gut sichtbar ausgestellt. Nach einiger Zeit wird alles, was nicht abgeholt wurde, als „zu verschenken“ an alle Schüler:innen freigegeben. Das Übriggebliebene, darunter meistens jede Menge Kleidungsstücke, wird sortiert und bereit gemacht, als Kleiderspende abgegeben zu werden. Viele Kleiderannahmestellen oder -container sind voll, haben kommerzielle Interessen, die Hilfe kommt nicht an oder ist am Zweck vorbei und ein Großteil solcher Klamotten landet auf Müllkippen über die Welt verteilt.

Wie das richtige Projekt finden?
Zu Beginn des Jahres 2023 stand das Sozialpraktikum für die Stufe Q1 an. Bei diesem Praktikum lag es im Interesse von Johannes Kleinofen (Schüler, Q2), etwas auszuprobieren, was nicht jede:r macht. Er entschied sich nach einigen Recherchen für das RTL-Kinderhaus an der Hochhaussiedlung Kölnberg in Köln-Meschenich im Kölner Süden. Trotz vieler Vorurteile über diesen Ort wollte er sich ein eigenes Bild machen und dort im Bereich der sozialen Arbeit mit Kindern Erfahrungen sammeln. Er half in der Übermittags-Betreuung von Kindern im Alter von sieben bis zwölf Jahren, unterstützte sie beispielsweise bei den Hausaufgaben und gestaltete mit ihnen ihren Nachmittag. „Anfängliche Bedenken aufgrund von negativen Erzählungen wurden nach weniger als 3 Tagen ausgelöscht“, berichtete er und ihm wurde bewusst, wie schlechte Verhältnisse zu Hause oder in der Schule die Kinder am Kölnberg prägen. „Mich machte es nachdenklich zu sehen, wie schlecht es den Menschen „direkt nebenan“ gehen kann.“ Die meisten Menschen dort sind nicht selbstverschuldet in Not geraten. Neben ihren Existenzängsten müssen sie auch noch gegen Vorurteile ihnen gegenüber ankämpfen und werden aus unserer Gesellschaft ausgeschlossen. „Einmal mehr wurde mir bewusst, wie dankbar wir für unsere gute Lebenssituation sein sollten. Sie ist ein Privileg, nicht selbstverständlich und oft nicht unser eigener Verdienst.“
Seit dem Sozialpraktikum gingen ihm seine Erfahrungen nicht aus dem Kopf und er wollte, dass der Kölnberg und die Menschen dort mehr Aufmerksamkeit erlangen und sie unterstützen.
Aus diesem Grund beriet er sich mit Reni Tavakolian (unsere Schulsozialarbeiterin) und Christoph Maresch (Nachhaltigkeit an der LFS). Gemeinsam wurde dann beschlossen, die LFS-Fundgrube an den Kölnberg zu spenden. 

Das Projekt läuft
Nachdem der Stein ins Rollen gebracht und alle notwendigen Absprachen mit dem RTL Kinderhaus getätigt waren, brachen wir drei Ende letzten Jahres mit einem vollgepackten Transporter zum ersten Mal zum Kölnberg auf. Die vergessenen Kleidungsstücke hatten ihre vorübergehende Bestimmung gefunden. Die Kinder und Jugendlichen freuten sich, das Nötige und Passende auszusuchen. Wir werden nun regelmäßig an das Kinderhaus spenden. 
Ihr könnt auch etwas tun und sinnvolle soziale Projekte unterstützen, auch ohne eure Klamotten dafür regelmäßig verlieren zu müssen, damit sie gespendet werden können. Die Umwelt findet nämlich „wiedergefunden“ auch besser als „neukaufen“.

Johannes Kleinofen, Christoph Maresch, Reni Tavakolian