Schüler des Kunst Plus Kurses gestalten Variationen auf „Die große Welle“ von Hokusai

Was macht „Die große Welle“ des Japaners Hokusai aus dem Jahre 1830 so berühmt und bedeutend, dass sie im Jahre 2021 immer noch häufig vermarktet und sogar zum WhatsApp Emoji für Welle erkoren wird?

Vielleicht ist es die für Europäer so faszinierende japanische Philosophie, die im Yin und Yang der Welle des Original Farbholzschnittes sichtbar wird. Die Fischer in ihren drei Booten kämpfen nicht gegen die übermächtige, nach ihnen greifende Welle, sondern stellen sich mit Gelassenheit und Ruhe der Gefahr, aus der festen Überzeugung heraus, dass die Welle ihnen und ihrem heiligen Berg Fuji nichts anhaben kann und wird.

Die Schüler des Differenzierungskurses Kunst 9 von Rita Ewersmeyer fanden auf die Frage unterschiedliche bild-praktische Antworten, indem sie sich malerisch-collagierend mit den inhaltlichen und den formalen Ebenen des Druckes auseinandersetzten.

Das Bild „Der Wellenreiter“ von Leni Hoff konzentriert sich auf die positive Energie der Welle, die dem Surfer in einem traumhaften Licht unvergessliche Momente des Glücks beschert.

In dem Bild „Flüchtlingswelle“ von Tilo Rogowski und Bennet Wertz werden die Fischerboote des Ausgangsbildes durch Flüchtlingsboote ersetzt, wobei eines im Begriff ist bei der heimlichen nächtlichen Überfahrt zu kentern. Es bleibt der Leuchtturm als Symbol der Hoffnung auf Rettung.

In dem Bild „Plastikwelle“ von Johanna Kley und Mats Schudy mutiert die Welle zu etwas Animalischem, angedeutet durch den Fuß eines Greifvogels, federartige Schaumkronen und das Wagenreifen-Auge. Das Meer ist vermüllt von Plastik, mit dem der übergroße rote Krake, der auf dem heiligen Berg thront und somit die Menschheit beherrscht und vernichtet (gesunkenes Boot), spielt und von dem er sich wohl möglich auch ernährt. Bedrohlich schwebt eine Unheil verkündende Gewitterwolke über der Szene.

In dem Bild „Digitalisierungswelle“ von Gilda Harff und Sophie Antweiler überschwappt eine Welle von Ipads und Handys ein Schulgebäude, wobei einige Schaumkronen durch das WhatsApp Emoji für Welle ersetzt werden. In den Fenstern des Schulgebäudes sieht man Schüler, deren Kopf durch das Bild ihres Kopfes auf einem Ipad verdeckt wird.

In dem Bild „Welle bei Sternennacht“ von Maria Braun, Karoline Hellmich und Louisa Kunzmann, wird Hokusais Welle mit dem nächtlichen Himmel von Van Goghs „Sternennacht“ kombiniert.

Das macht in mehrfacher Hinsicht Sinn: Hokusai hat sich mit holländischer Malerei  auseinandergesetzt und in seinem Werk die europäische Raumauffassung/Lage des Horizonts ausgespielt; auch bei der Farbwahl hat sich Hokusai an europäischen Vorbildern orientiert (Preussisch Blau); van Gogh hat seinerseits japanische Farbholzschnitte gesammelt und war  von deren Klarheit und kräftiger Farbigkeit fasziniert.

Das Bild „Landschaft mit Baum“ von Tilo von Gizycki und Johannes Menné spielt äußerst gekonnt mit der Struktur bzw. dem Formrepertoire der Welle. Wasser wird zu Land. So wird die Welle zu einer Landschaft mit Hügeln und dem Berg Fuji und die Schaumwellen werden zu einem Baum mit fallenden Blättern.

Als Markenzeichen wurde am linken Bildrand noch ein Dinosaurier eingearbeitet.