„Es gibt viel Spielraum, um seine eigene Idee umzusetzen und es gibt die Möglichkeit, unkonventionell zu sein.“, so äußern sich eine Schülerin und ein Schüler der Liebfrauenschule Köln zur aktuellen Kooperation mit dem Kölner Erzbistum. Ihr Kursprojekt: eine künstlerische Ergänzung des Kirchenstandes auf der Bildungsmesse didacta 2022.

Der so genannte Kirchenstand bietet Kirchen und kirchlichen Einrichtungen auf der Fachmesse einen Ort, Bildungsarbeit vorzustellen und schafft Raum für Vorträge, Begegnungen und Diskussionen. Das diesjährige Motto des Standes lautet: „Schule hat eine Seele! Gerecht. Bildung. Gestalten.“

Ideenfindung, (Selbst-)Organisation, Gestaltung, Dokumentation und Reflexion

Schon in den vergangenen Jahren wurde der Kirchenstand um Kunstwerke des Erzbischöflichen Kolumba Kunstmuseums ergänzt. Kunst sorgt in diesem Rahmen für einen überraschenden Bruch; eine Irritation im hektischen Messebetrieb.  In dieser Tradition steht auch das aktuelle Projekt auf der didacta in Köln. In enger Kooperation zwischen den Verantwortlichen des Erzbistums, der Standleitung, dem Schulleiter der Liebfrauenschule Köln und der Fachschaft Kunst entstand die Idee, Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen, das Standthema künstlerisch zu interpretieren.

Matthias Feltmann, der Kunstlehrer der beteiligten Schülerinnen und Schüler des Q1-Grundkurses Kunst, begrüßt die Zusammenarbeit: 

„Außerschulische Projekte und Kooperationen erweitern das Verständnis um die Wirkung von Bildern in Präsentationskontexten und motivieren die Schülerinnen und Schüler, da sie einen Blick hinter die Kulissen des Ausstellungs- und Kunstbetriebs ermöglichen. Spannend dabei ist es, die Selbstorganisation, Zeitplanung und intensive künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen aus ihrer Perspektive zu erleben und aktiv zu fördern.“

Die vielfältigen Perspektiven zeigen sich schon bei der unterschiedlichen Herangehensweise an die Thematik. Die Verknüpfung der eigenen Lebenswirklichkeit mit dem Thema „Hat Schule eine Seele?“ erfolgt zunächst als Erkundung des Themenfeldes. Der Seelenbegriff ist den Schülerinnen und Schülern bereits aus dem Religionsunterricht vertraut. Wie aber lässt sich der Seelenbegriff auf die alltägliche Schulsituation übertragen? 

Die Schülerinnen und Schüler betreiben künstlerische Forschung, indem eine Erkundung des Schulraums, im Sinne der Mapping-Methode, erfolgt: Eine Projektgruppe sucht das Schulgelände nach verlorenen Gegenständen ab, um daraus eine filigrane Installation zu gestalten. Diese soll später um typische Schulgeräusche ergänzt werden. 

Einige untersuchen Kritzeleien auf Tischen, um die wahre Schülersicht auf den Schulalltag zu offenbaren. Am Ende soll ein selbst gestalteter Tisch mit den eindrücklichsten Aussagen entstehen. Am Ende wird diese Idee in abgewandelter Form als schul- und systemkritischer Liedtext realisiert.

Der Songtext zum Projekt- und Standthema „Hat Schule eine Seele?“

Fragestellungen zur Seele von (Schul-)Architektur kommen auf. Der Aspekt ‚Zeit‘ spielt dabei eine Rolle: Wie sieht die Seele einer Schule aus, die vor einigen Jahren ihr 100-jähriges Jubiläum feierte, die aber im 2. Weltkrieg zerstört wurde? Kann man diese Seele heute noch künstlerisch erspüren? Bilder aus der griechischen Mythologie wie der Phönix werden in diesem Zuge bemüht und um historisches Bildmaterial ergänzt. 

Die Phönix-Skulptur in der Ausstellungssituation auf der Messe.

Ideen, die an der Schule Beteiligten in den Fokus zu stellen, entwickeln sich, da die Seele für manche in der Gemeinschaft zu finden ist. Kritische Werkideen, die sich mit dem Missbrauch der Seele auseinandersetzen, beschäftigen die Kursteilnehmenden. 

Die Seele wird auch in der Interaktion und Auseinandersetzung gesucht: Es entstehen bei dem FIMO-Plastiken, die durch Schülerhande wandern, immer mit der Möglichkeit das Vorherige aufzugreifen, zu verformen oder zu zerstören. 

Schülerinnen beschäftigen sich mit ihren Lieblingsorten. Dabei entstehen Porträtfotografien, die darauf abzielen, Gefühle mittels fallender Stoffe sichtbar zu machen. 

Andere Werke legen den Fokus auf das Thema Bildungsgerechtigkeit. In diesem Zuge werden Inspirationen aus dem sozialen Netzwerk TikTok genutzt. Aus einem Bild wird immer weiter herausgezoomt, um ihm einen neuen Kontext zu geben, der wieder in eine andere Situation hinübergeführt wird. In surrealer Manier werden hier Assoziationen zu Bildungsungerechtigkeiten künstlerisch verarbeitet.

Auch die Schülerinnen und Schüler profitieren von der Vielfalt der thematischen Annäherung: „Spannend ist es auch, die Sichtweisen der anderen auf das Thema zu erleben.“, so eine Schülerin nach der Präsentation der Zwischenstände zum Projekt.

Im Laufe des Projekts werden die wesentlichen Arbeitsprozesse filmisch aufgezeichnet. Dokumentiert werden Irrwege, Abbrüche, neue Ideen und Erfolge. Die Reflexion in der Gruppe und die individuelle Betrachtung des Prozesses und des Produkts runden das Projekt ab. Gezeigt wurden die Arbeiten für den gesamten Zeitraum auf der didacta-Messe 2022 in Köln. 
Immer wieder regten die Kunstwerke zu Gesprächen an. Am 10.6.22 hatten die SchülerInnen die Möglichkeit, ihre Kunstwerke vor Ort zu präsentieren und sich den Fragen des Moderators und der BesucherInnen zu stellen.

Weitere Eindrücke zu den Projekten sowie Entstehungsvideos finden Sie unter:

https://lfs-koeln.padlet.org/LFSKoeln_FEL/didactaprojekt22